Zollanlage Brig-Glis

Numerische Strömungssimulationen und thermografische Messungen

Der Neubau der Zollanlage in der Stadtgemeinde Brig-Glis umfasst ein dreistöckiges Gebäude im Minergie-P-ECO Standard und be­herbergt die zuständige Einheit für den Grenzverkehr auf der Simplon-Achse (Strasse und Schiene). Der Neubau erhöht die Kapazi­tätsgrenzen der Zollabfertigung und bedient damit die stetig steigende Nachfrage von Waren- und Grenzübertritten. Die Zollanlage umfasst neben den Räumlichkeiten für die Zollverwaltung auch Räumlichkeiten für Speditionsfirmen sowie eine Aussenanlage für die Durchführung von Kontrollen. Die offizielle Eröffnung fand im April 2017 statt.

In den Büroräumlichkeiten gegenüber der Empfangshalle im Erdgeschoss traten während den Wintermonaten vermehrt unbehagliche Zuglufterscheinungen auf, welche sich alle 1 bis 2 Minuten an den Arbeitsplätzen in der Nähe des Empfangsbereichs bildeten. Die Empfangshalle und der Bürobereich sind durch eine raumhohe Glaswand getrennt. Es wurde vermutet, dass die Zugluft durch die Dokumentenschlitze eindringt und die Unbehaglichkeit verursacht. Anschliessend folgten diverse Behaglichkeitsuntersuchungen, die das Problem zwar quantifizieren, nicht aber dessen Ursache auf­decken konnten.

Folgend wurde versucht mit Bohrungen deckennah zur Trennwand den Luftaustauch zwischen beiden Räumen zu erhöhen und dadurch die Zugluft zu verringern. Dies misslang: Das Problem mit der Zugluft trat nach wie vor auf. Gruner wurde im März 2020 mit einer Analyse der thermischen Behaglichkeit mittels Strömungssimulation beauftragt. Als Grund­lage für die numerische Strömungssimulation wurden thermografische Messungen vor Ort durchgeführt. Dabei fiel auf, dass die Deckenstrahlplatten im Empfangs- und Bürobereich unterschiedlich warm waren.

Die Oberflächentemperaturen aus den Thermogra­fiemessungen wurden als Simulationsgrundlage verwendet, um ein möglichst realitätsnahes Ergebnis zu erhalten. Die Strömungssi­mulation bestätige die Vermutung, dass die Temperaturunterschiede zwischen Büro- und Empfangsbereich die Ursache für den Luftzug sind. Mit einer Simulationsvariante mit angepasster Deckenstrahlleistung im Empfangsbereich konnte die Zugluft massiv reduziert werden.

Mehrwert

  • Thermografie- und Raumlufttemperaturmessungen
  • Numerische Strömungssimulationen und Raumklimaanalyse der Ist-Situation
  • Optimierungen und Massnahmen abgeleitet und überprüft mit numerischen Strömungssimulationen

Leistungen

  • Raumsituation im Erdgeschoss
    Der Empfangsbereich wird vom Bürobereich mittels einer fast raumhohen Verglasung getrennt. Der Aussenzugang zum Empfangsbereich wird durch eine Schiebetüre geregelt. Die Tür vom Büro zum Empfangsbereich muss aus Sicherheitsgründen stets geschlossen sein.

  • Öffnungen zur Empfangshalle
    Die Dokumentenschlitze und nachträglichen Bohrungen in Deckenhöhe sind die alleinigen Öffnungen in der Trenn­wand zwischen Büro und Empfangshalle, die einen Luftaustausch zwischen den beiden Räumen ermöglichen.

  • Thermografie- und Raumlufttemperaturmessungen
    Mittels einer Wärmebildkamera wurden die Oberflächentempe­raturen der Bausubstanz sowie der Haustechnik aufgenom­men. Zudem wurden Raumlufttemperaturmessungen vom Büro und der Empfangshalle durchgeführt.

  • Simulation und Analyse der Raumlufttemperaturen
    Als Simulationszenario diente ein bewölkter Tag (ohne Solar­strahlung) früh am Morgen mit tiefen Aussenlufttemperaturen. Aufgrund der geringeren Leistung der Deckenstrahlsegel und der fehlenden internen Lasten im Empfangsbereich sank die Raumluft um 2-2.5 K im Vergleich zum Bürobereich.

  • Simulation und Analyse der Raumluftströmungen
    Die Strömung wurde durch die Temperaturdifferenz zwischen der Empfangshalle und dem Büro angetrieben. Dabei zieht die kalte Luft durch die Dokumentenschlitze und erwärmt sich im wärmeren Büro. Durch die Erwärmung steigt die Luft zur Decke und strömt durch die Bohrungen zurück in die Empfangshalle, wo sie sich an der kalten Fassade wieder abkühlt.

  • Optimierte Variante
    Mittels Erhöhung der Heizsegelleistung im Empfangsbereich konnten die Temperaturunterschiede ausgeglichen werden. Damit verringerte sich die Zugluft durch die Dokumenten­schlitze auf ein behagliches Niveau. Temperaturunterschiede in Räumen sollten möglichst vermieden werden. Dazu zählt auch der richtige Umgang mit dem Sonnenschutz.

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Auftraggeber
  • Eidgenössisches Finanzdepartement EFD Bundesamt für Bauten und Logistik BBL
Architekt
  • Albrecht Architekten AG SIA
Bearbeitungszeitraum
  • 2020 - 2020
Leistungen
  • Bauklimatik
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Referenz Zollanlage Brig-Glis

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